In Skandinavien war Ulrike Spögler zwar noch nicht. In ihrem Hotel Giardino Marling sorgt sie aber trotzdem für heimeliges „Hygge“-Gefühl. Ihr selbst und den Gäste tut das sichtlich gut
Wohlfühlgefühl verzaubert
Den Begriff „gemütlich“ gibt es in Italien nicht. Entsprechend wenig heimelig sind dort die meisten Hotels. Liegen sie am Meer, steht meist das Draußensein im Vordergrund, sind die Zimmer eher kühl und ohne Schnickschnack. In Städten ist das Unterwegssein wichtiger als eine heimelige Rückzugsmöglichkeit, bestimmen bei gehobenen Häusern oft Designer-Möbel das Bild. Südtirol hat dabei eine Sonderstellung. Von Frühjahr bis Herbst profitieren wir zwar häufig von mediterranem Klima. Aber auch kühlere Tage und Regenwetter kann es geben. Seitdem ich mein eigenes Hotel führe, waren mir deshalb schon immer heimelige Ecken im Haus wichtig.
Seit unserem Umbau im vergangenen Jahr sind die noch mehr geworden – egal ob kuschelige Nischen in Lobby und Restaurant, bequeme Sofas vor der Bar oder Couches und Sessel in den Zimmern, damit die nicht nur zum Schlafen dienen. Außerdem sorgen viele Kleinigkeiten für ein Zuhause-Gefühl, auf das unsere Gästen immer mehr Wert legen: Kissen, Bettüberwürfe und Gardinen aus schönem Material, grobgestrickte Decken, Bilder, flackerndes Kamin-Feuer im Foyer und frische Blumen-Bouquets, die ich jede Woche selbst bestücke.
Inspirationen hole ich mir aus Wohnzeitschriften, in Einrichtungs-Geschäften, auf Messen oder Internetseiten wie Westwing. Auch Einflüsse aus Skandinavien finde ich schön, war aber leider bislang noch nicht dort und kenne den nordischen Stil nur von Fotos und aus Büchern.
Die persönliche Handschrift
Im Lauf der Jahre entstand so mein persönliche Handschrift, die sich ständig weiterentwickelt. Mittlerweile kombiniere ich Weiß und Creme gerne mit dunkleren Erdtönen, integriere mehr Korb, Rattan und Holz – das alles ein Trend unserer Zeit. Konstante von Anfang an war meine Abneigung gegen hässliches Deckenlicht. Lieber verteile ich Lampen überall im Zimmer, um so für behagliche Lichtinseln zu sorgen.
Auch die Aussicht ins Grüne vermittelt viel Atmosphäre, macht Räume größer, verbindet Draußen und Drinnen. Für mich persönlich gibt es nichts Entspannenderes, als in meinem Wohnzimmer mit einer Tasse Tee auf der Chaiselongue zu liegen, zu lesen und durch bodentiefe Fenster ins Freie zu schauen. Im Sommer darf es auch gerne eine Garten-Liege unterm Sonnenschirm sein, seitlich begrenzt von Beeten mit Lavendel und blühenden Rosen. Oder abends ein Glas Wein auf der Terrasse, über mit der Sternenhimmel, neben mir ein flackerndes Windlicht.
Dass unser Hotel so viel Natur umgibt, empfinde ich persönlich als wohltuenden Freiraum. Auch unseren Gäste scheint sie gut zu tun und zu beruhigen. Entsprechende Rückmeldungen bekomme ich immer wieder, genauso wie Fragen nach meinen Bezugsquellen für Möbel, Stoffe oder Dekorationsgegenstände. Eine liebevoll gestaltete Umgebung bewirkt also eindeutig etwas bei Menschen, macht sie ausgeglichener und offensichtlich auch glücklich. Beneidenswert, dass die Dänen dafür ein eigenes Wort haben – Hygge. Auf Italienisch gibt es dafür kein Synonym, auf Deutsch immerhin Umschreibungen wie behaglich, gemütlich oder heimelig.